Kostenloser Versand ab 95 CHF

Freitag ist Boulevardier-Tag. Und: Vergesst den Negroni.

Negroni gibt es ja mittlerweile in der Dreiliterflasche als lustigen Geschenkartikel für den Mann, der schon alles hat. Es gibt sogar Mützen mit Negroni-Aufstickerei. Der Trend ist demnach wohl «über den Hai gesprungen», wie man in den USA sagen würde.

Ich selbst kann mit den meisten Negroni-Mixen nicht viel anfangen, weil sie mir zu wenig nuanciert sind. Sogar meinen eigenen Negroni-Mix mit Vermouth de Gents reichere ich im CC-Keg mit Stickstoff an, damit er einen leichten Fizz entwickelt, der die weinigen Aromen des Vermouth zutage fördert. Der Fizz erhöht auch den Trinkwiderstand, denn letztlich ist der Negroni einfach zu leichtflüssig (zu wenig -> viskos) für den vielen Alkohol, den er enthält. Ah ja, und Negroni Sbagliato finde ich nur schon eklig, weil er so oft falsch geschrieben wird.

Deshalb habe ich mich auf den Boulevardier verlegt. In der Zürcher Bar 63 kann man ihn mit Vermouth de Gents bestellen und ich kann euch das nur empfehlen.


Der Drink schmeckt ungefähr, als würde man auf einer Wolke aus Bitterschokolade in den Himmel schweben. Und im Gegensatz zum Negroni wird man niemals mehr als zwei davon trinken wollen, weil der Boulevardier seine ungestüme Power nicht hinter einem weinigen Trinkfluss verbirgt.
Die erste Niederschrift des Boulevardier-Rezepts findet sich anscheinend in Harry MacElhones Buch „Barflies and Cocktails“ von 1927. Benannt wurde der Drink nach dem literarischen Magazin eines Mannes namens Erskine Gwynne.



Wie in einer Story auf Mixology zu lesen ist, war er «Neffe des Eisenbahn-Tycoons Alfred Gwynne Vanderbilt und lebte als amerikanischer Schriftsteller in Paris. Zwischen 1927 und 1932 gab er dort das monatlich erscheinende literarische Magazin „The Boulevardier“ heraus.» Die flaneurmässige Attitüde, die schon der Name ausstrahlt, macht den Drink und seine Geschichte nochmal um einige Längen reizvoller.

Alexander Stein wurde ja bekannt und wohlhabend als Gründer von Monkey47. Als zweitneustes Projekt hat er einen Bourbon im Sortiment, den er mit Chili infundiert, was dem süssen Booze eine fruchtige Wärme verleiht. (Über das neuste Projekt, seinen Armagnac, wird man zu gegebener Zeit ebenfalls hier lesen.) Ich werde mal sehen, ob ich heute Abend einen Boulevardier mit Steins Bourbon mixen kann. Man findet das Produkt namens «A Horse with No Name» bei der Fine Spirits GmbH.


Der Name bezieht sich natürlich auf den Seventies-Hit der Band America, und beim Horse, von dem die Rede ist, handelt es sich um Heroin. Man mag es leicht umsubtil finden, einen Schnaps nach einem Song über Heroin zu benennen, aber hey, seien wir ehrlich; Schmerzmittel ist Schmerzmittel und Sucht ist Sucht. Und ein geiler Drink mit dem Weltschmerz eines überzeugten Flaneurs in der DNS* ist und bleibt ein geiler Drink.


*«DNA» auf Deutsch. Desoxyribonukleinsäure. Man könnte auch einfach Erbgut sagen und geriete nicht in Verdacht, ein Marketingberaterschwafli zu sein.
Älterer Post
Neuerer Post
Schließen (Esc)

Newsletter

Wenn Sie mögen, abonnieren Sie doch unseren Newsletter. Es gibt nur wichtige Neuigkeiten, versprochen ;-)

Altersbestätigung

Hiermit bestätige ich, das Mindestalter für Alkoholkonsum in meinem Land überschritten zu haben.

Suchen

Warenkorb

Ihr Warenkorb ist im Moment leer.
Einkauf beginnen